Kurzstrecken, dass ist eigentliche meine Disziplin. Meistens 5KM laufen um Block oder bei den örtlichen Wettkämpfen rund um Kiel. Pro Woche laufe ich 30 KM, meistens Asphalt und immer der gleiche Trott. Morgens um 6 Uhr Laufklamotten an, vorher kurz etwas trinken und dann Abmarsch. Diesmal sollte es etwas anders werden, die übliche Lauf Routine wollte ich nun anders gestalten, weil es mit der Zeit immer langweiliger wurde. Inspiriert durch einige Bücher über Ultramarathon, vegane Ernährung für Läufer und diverse Laufreportagen auf Youtube dachte ich mir, ich muß mal aus der 5km-Langeweile einfach mal raus. Und so dachte ich mir, fährst du einfach mal mit dem Auto irgendwo hin, stellst es dort ab, und läufst dann einfach mal zu Fuß nach Hause!
Je mehr ich darüber nachdachte, wurde mir etwas mulmig. Denn meine längste Laufdistanz betrug bis dato 21 KM, und das war
schon etwas länger her. Man liest ja in diversen Fachzeitschriften wie Runnersworld, Aktiv Laufen, dass man die Laufdistanz
nicht zu schnell steigern sollte. Maximal 10% als zur Vorwoche, also Stück für Stück stetig steigern. Eigentlich weiß man
das auch, aber als Läufer hat man das nicht so im Kopf, weil man eigentlich nur gerne laufen möchte. Aber nun gut, ich
wollte einfach mal ein richtiges Laufabenteuer, einfach mal etwas anderes sehen. Inspiriert durch Joey Kellys Vortrag
"Hysterie des Körpers" wollte ich unbedingt mal so ein Laufabenteuer durchziehen. Während meinen Vorbereitungen für
diesen langen Ritt, machte ich mir folgende Gedanken:
Wenn man überlegt, sind die 27km so zwischen Halbmarathon und Marathon. Bei meinen 5km-Läufen hatte ich eigentlich nie
Verpflegung dabei, warum auch. Bei dieser langen Distanz war das natürlich anders, hier mußte ich schon intensiver über die
Verpflegung während des Laufs nachdenken. So sahen dann meine Vorbereitungen aus:
Und dann ging Morgens um 8 Uhr los. Mein Auto stellte ich irgendwo in der Nähe vom Strand in Stein ab. Einige aus Schleswig-Holstein kennen es sicherlich, zwischen Hundestrand und Tatort Hawaii.
Ziemlich aufgeregt war ich, da ich so eine lange Strecke noch nie gelaufen war, aber ich hatte echt einfach richtig Bock!
Laufuhr gestartet und Google Maps meine Adresse für Zuhause in Kiel-Elmschenhagen eingegeben. Die freundliche Google-Stimme
sagte mir dann wo ich lang laufen mußte. Einige haben sicherlich diese teuren Laufuhren, die einen direkt navigieren. Aber
mir sind diese einfach zu teuer und habe es erstmal mit Google-Maps probiert, was teilweise auch in Ordnung war. 21,7 KM
zeigte mir nun Maps, aber letztendlich wurden es satte 27 KM! Warum, dazu später mehr.
Wie schon erwähnt,
wollte ich überwiegend laufen und zwischenzeitlich normal gehen, damit ich meine Gelenke nicht überstrapaziere.
Dann ging es direkt los mit dem Laufen in der Natur. Und Zack, gleich die ersten 300 Meter verlaufen, Google
sagte mir ich müsse links lang laufen. Die Meldung kam etwas zeitverzögert an, so daß ich dachte, ich kann mich
nicht ganz auf Google verlassen. Aber dann hat es sich langsam eingependelt und zum Glück wusste ich durch meine
Vorbereitung wolang ich ungefähr lang müsse.
Die ersten 10 KM liefen eigentlich recht unproblematisch, keine Schienbeinschmerzen, kein Läuferknie, was
ich anfangs befürchtete. Von Strand Stein lief ich dann Richtung Lutterbek, Brodersdorf und Schönkirchen.
In Schönkirchen dachte, man ist das hügelig! Aber richtig schöne Natur in Schönkirchen und Umgebung. Blühende Rapsfelder und Getreidefelder. Zum Glück hatte ich vorher Augentropfen gegen Heuschnupfen genommen, das war wichtig während meiner Vorbereitung. In der Natur zu laufen für Allergiker ist nicht so einfach, daher muß man sich gut mit Heuschnupfen-Mittel eindecken.
Schönkirchen und Kiel-Oppendorf langsam hinter mir gelassen, alles über Stock und Stein. Die Laufstrecke war wirklich schön,
so daß ich keine Gedanken an Schmerzen oder Krämpfe verschwendete. Zudem war die Strecke sehr variantenreich: Asphalt, Asche,
Waldboden, alles was das Läuferherz begehrt!
Und dann ist es passiert, irgendwo zwischen Schönkirchen, Oppendorf und Flüggendorf hatte ich mich verlaufen. Denn eigentlich
lag nur noch 1 KM zum Endziel vor mir. Bei Oppendorf bin ich dann im naheliegenden Wald bei Oppendorfer Mühle und Schwentinental
spontan anders gelaufen mit einigen Folgen.
Ich landete irgendwo im Wald am Rand der Schwentine. Kein Wegweiser, kein garnichts.
So mußte ich auf den nahegelegenen Acker ausweichen, um eine bessere Orientierung zu haben. Ich bin dann irgendwie
satte 5 KM im Kreis gelaufen und kam dann mitten auf einer starken Steigung Richtung Oppendorfer Mühle heraus! Meine
Füße schmerzten nun leider etwas mehr. Da dachte ich, zieh die Schuhe einfach mal aus und gehe in Socken. Bin dann einige
Hundert Meter auf diesem Weg in Socken gegangen, wodurch dann die Durchblutung der Füße sich verbesserte.
Das hat mich echt geärgert! Hatte dann 20 KM auf dem Tacho und war echt bedient. Aber auch echt platt. Mußte mir dann ein Gel reinziehen, hatte ich zuvor noch nie gegessen. Mein Wasservorrat im Laufrucksack war auch fast zu Ende und ich hatte Durst. Ich lief dann Richtung Flüggendorf, denn dort kannte ich das Gasthof Arp. Ich hatte hier die Hoffnung ordentlich Wasser zu tanken, denn nach 20 KM hatte ich 1,5 Liter verbraucht und die waren zu wenig. Zum Glück hatte Arp´s Gasthof geöffnet und konnte so 1 Liter nachfüllen.
Essen und trinken waren nun erledigt und ich war erleichtert. Nur noch wenige Kilometer zu laufen, aber ich dachte mir
dennoch: Was für ein geiler Lauf! Kämpfe mit mir ausgetragen, warum ich so eine lange Strecke laufe. Aber ich wusste direkt
nach diesen Gedanken, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat!
Nur die Läufer Schmerzen kamen langsam, Hüfte meldete sich, meine Kniee fingen an zu Schmerzen und mein unterer Rücken
sehnte sich nach Ruhepause. War auch abzusehen, dass es so kommt, da mein Körper diese Laufdistanz nicht gewohnt war.
Zwischenzeitlich habe ich mich dann um 10 Minuten ausgeruht und etwas Dehnübungen für Schienbeine, Waden und Oberschenkel
durchgeführt. Das half mir ganz gut, so daß ich mir noch einen Ruck geben konnte für die letzten 6 Kilometer, denn ich mußte
ja schließlich irgendwie nach Hause kommen.
Die letzten 6 KM bin ich nur noch ganz langsam
nach Hause getrabt, weil ich echt erschöpft war. Kurz vor dem Ziel nochmal einfach hingesessen und Inne gehalten: Was war
das für ein geiler Lauf! Alles dabei gewesen, Asphalt, Natur, Waldgebiete, einmal ordentlich verlaufen. Die Zeit war mir
ziemlich egal, hätte sicherlich schneller laufen können, aber das Erlebnis stand absolut im Vordergrund.
Ich war echt kaputt, aber auch sehr glücklich. Denn es war für mich als gewohnter Kurzstreckenläufer ein richtig cooles
Laufabenteuer. Und das werde ich in Zukunft auf jeden Fall weiter so machen. Davon bin ich 100% überzeugt.
Wenn du 27KM in fast vier Stunden läufst und dann noch direkt Himmelfahrt, da erlebst du einiges. Hatte mitten
auf dem Dorf eine Männergruppe mit Bollerwagen zweimal überholt, weil ich mich ja verlaufen hatte. Die hatten sich
wohl gewundert, wie ich sie zweimal überholte.
Aber die waren schon etwas angeheitert, auf dem Bollerwagen stand "Ajax Amsterstramm". Lustiger Name ;-)
Mitten im Wald bei Oppendorf in der Nähe von Kiel zoffte sich ein Pärchen. Ich kam gerade aus dem Dickicht
rausgelaufen und die hatten mich wohl nicht bemerkt. Sie zu Stefan, so hieß er:"Mensch, Stefan, bist du denn
bescheuert?! Was sollen denn meine Eltern denken!?". Da dachte ich, oha. Mal schnell weiter hier.
In Flüggendorf nähe Klausdorf verlief ich mich ja irgendwo im Wald. Ich kam dann auf irgendeinen Acker raus,
normalerweise weit und breit kein Mensch zu sehen. Dachten ich und ein anderer Mann. Tja, da kam ich dann.
Er hockte gerade mitten im Feld und machte sein Geschäft, na ihr wisst schon. Er hatte sich erschrocken! Ich
eigentlich nur etwas, weil meine bis dahin gelaufenen 21 KM meine Regungen und Emotionen deutlich reduzierten.
Ich dann zu ihm:"Lass dich nicht stören. Kannst ruhig weiter machen!". Er guckte mich etwas böse an, aber wohl
doch etwas erleichtert. Ich fragte dann doch währenddessen:"Du, kannst du mir sagen, wie ich nach Klausdorf komme?".
In diesem Moment dachte er wohl, was ich für ein Spinner bin. Wie gesagt, nach 21 KM ist dir vieles egal. Er
sagte mir zum Glück, wie ich den richtigen Weg nach Klausdorf finde. Ich glaube, er konnte danach auch etwas lachen.
Ich könnte noch zahlreiche weitere Punkte aufzählen. Vom gewohnten Kurzstreckenläufer bis zum "Longrunner", auch wenn es nur einmalig war, werde ich es definitiv häufiger machen. Von diesen Lauferlebnissen zerrt man richtig lange! Himmelfahrt, 21.5.2020 bin ich diese schöne Strecke gelaufen. Diesen Bericht habe ich zwei Wochen später fertiggestellt. Während des Schreibens kamen mir wieder Glücksgefühle hoch, weil ich mich wieder gerne an diese einzelnen Punkte erinnert habe. Ich kann euch allen nur empfehlen, probiert es auch mal aus. Zeiten sind egal, ich selbst habe eine Mischung aus Laufen und Gehen gemacht. Die Erlebnisse und das Machen und der Spaß stehen im Vordergrund!
Meine TIPPS gegen Laufbeschwerden aus 2.000 gelaufenen Kilometern:
Welcher Arzt ist für was zuständig? Und wie findest Du den richtigen Arzt? Was tun gegen die Schmerzen in Hüfte, Leiste, Schienbein, Knie und Co?
Schmerzen beim Laufen, welcher Arzt hilft Dir weiter?
Oh, ja! Definitiv! In der Zwischenzeit lese ich einige sehr interessante Bücher zum Thema Ultra-Marathon. Sehr spannend, dazu werde ich hier bald mehr berichten. Mein Körper muss sich noch an die größeren Laufdistanzen gewöhnen, denn mit 47 Jahren bin ich auch nicht mehr der Jüngste. Aber meine Willenskraft ist da, und wie! Mein nächstes Laufabenteuer wird sein, die Strecke von Eckernförder nach Kiel zu laufen, dass sind dann satte 35 KM. Für mich wieder eine neue große Herausforderung, nicht nur körperlich sondern auch mental. Aber genau das macht es auch aus. Meine Vorbereitungen laufen bereits.
Hast du hierzu noch Fragen oder Anregungen? Wenn ja, kannst du mich direkt hier gerne per Mail kontaktierenAls kuestenlaeufer_runner bin ich auf Instagram laufend unterwegs
und teile dort meine Aktivitäten rund ums Laufen. Du kannst mich auch gerne über Instagram kontaktieren.
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Michael Mitterer
Ambitionierter Hobby Läufer 🏃
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